Die Fragmentierungsthese gilt in der Kommunikationswissenschaft nach wie vor als eine der zentralen Fragestellungen. Sie postuliert, dass die zunehmende Diversifizierung der Medienangebote (Angebotsebene) eine Spezialisierung des individuellen Nutzerverhaltens initiiert (Nutzungsebene), die das traditionelle Massenpublikum in eine Vielzahl isolierter, homogener Teilpublika zerfallen lässt – mit entsprechenden negativen Folgen für die gesellschaftliche Integration wie dem Zerfall der Öffentlichkeit und um sich greifender Polarisierung (Wirkungsebene). Im Zeitalter der Digitalisierung wurden in diesem Kontext mit Schlagworten wie Filterblase oder Echokammer insbesondere Gefahren algorithmisch induzierter, einseitiger Informationsumgebungen beschworen, die die Fragmentierung des Publikums auf die Spitze treiben würden. Der Beliebtheit der Metaphern und des Forschungsgegenstands steht eine vergleichsweise dünne Basis empirischer Befunde gegenüber, die insbesondere die Existenz der vielzitierten Filterblasen und Echokammern in Frage stellt.
Ziel des Dissertationsprojekts ist es diese Diskrepanz zwischen Theorie und empirischer Realität aufzuarbeiten. Die Fragmentierungsthese wird zunächst einer gründlichen theoretischen Überprüfung und Aktualisierung unterzogen, auf deren Basis Hypothesen entwickelt werden, mit deren Hilfe empirische Entwicklungen auf den drei Ebenen des Fragmentierungsprozesses untersucht werden sollen. Herzstück der Arbeit soll eine detaillierte Analyse der Wirkungsperspektive der Fragmentierung darstellen, die insbesondere die Rolle von Voreinstellungen und weiteren intervenierenden Variablen in der Rezeption medialer Inhalte im Fragmentierungsprozess in einem Studiendesign berücksichtigt, das Kausalzusammenhänge aufdecken kann.
Projektmitarbeiter:
Daniel Stegmann M.A.