Die Plattformisierung des Nachrichtenökosystems. Indikatoren, Interdependenzen und Implikationen auf der Mikro-, Meso- und Makroebene

Digitale Plattformen wie TikTok, Google und Facebook spielen eine zunehmend prägende Rolle für die Produktion, Distribution und Rezeption von Nachrichten. Sie sind zu dementsprechend mächtigen Informationsvermittlern geworden, die eine Plattformisierung des Nachrichtenökosystems vorantreiben. Das heißt, die Logik von Plattformen durchdringt und beeinflusst Individuen, Organisationen und Strukturen. Hier stellt sich die Frage, wie sich diese Entwicklung charakterisieren lässt und welche Auswirkungen sie auf der Mikro-, Meso- und Makroebene des Ökosystems hat. Bislang kommt eine solche holistische, Interdependenzen zwischen den Ebenen berücksichtigende Betrachtung des Phänomens zu kurz.

Daher folgt die vorliegende Dissertation einem integrativen Ansatz. Fünf aufeinander aufbauende Beiträge liefern theoretische Rahmenwerke und leisten qualitative Explorationen zu relevanten Phänomenen der Plattformisierung auf allen drei Ebenen. Basierend auf institutionentheoretischen Annahmen wird zunächst argumentiert, dass die Veränderungsprozesse von der Mesoebene ausgehen, auf die Mikro- wie Makroebene übergreifen und zu einer Homogenisierung des gesamten Nachrichtenökosystems führen können. Danach wird theoretisch die transformative Rolle von (Plattform)Macht erörtert und systematisch analysiert, was die Plattformisierung für die Autonomie von Nachrichtenmedien bedeutet (Mesoebene).

Anschließend wird mittels qualitativer Leitfadeninterviews untersucht, inwiefern sich die Plattformisierung im publikumsseitigen Verständnis von Nachrichten und Meinungsbildungsrelevanz niederschlägt (Mikroebene). Es folgt ein Theorierahmen, der den Einfluss der Plattformisierung auf die Qualität und soziale Kohäsion von Öffentlichkeiten analysiert (Makroebene). Davon ausgehend werden Maßnahmen zur Vielfaltssicherung im Plattformzeitalter vorgeschlagen.

Insgesamt wird festgestellt, dass sich mit der Plattformisierung des Nachrichtenökosystems eine machtgetriebene, langfristige vertikale und horizontale Durchdringung des Nachrichtenökosystems durch die Plattformlogik vollzieht. Eine vollständige Diffusion der Plattformlogik ist allerdings nicht festzustellen. Vielmehr zeichnet sich eine Hybridisierung von Nachrichtenmedien- und Plattformlogik auf den verschiedenen Ebenen ab. Basierend auf den Befunden diskutiert die Arbeit abschließend, wie Medienpolitik und eine Öffentliche Kommunikationswissenschaft dazu beitragen können, ein funktionales Nachrichtenökosystem sicherzustellen.

Projektmitarbeiter:
Dr. Pascal Schneiders