Die Plattformisierung des digitalen Nachrichtenökosystems und ihre Konsequenzen für Journalismus, Nutzer:innen und Governance

Mit der Plattformisierung des Nachrichtenökosystems, also der zunehmenden Kreation, Distribution und Rezeption von Nachrichten mithilfe von und über Informationsintermediäre, befinden sich Medien und Journalismus einmal mehr inmitten eines Strukturwandels.

So beeinflussen Informationsintermediäre wie Google, Facebook und Instagram nicht nur, welche Inhalte für welche Nutzer:innen überhaupt auffindbar, sichtbar und wahrnehmbar sind. Mehr noch prägt ihre algorithmische Logik die journalistische Logik, also professionelle Normen und Standards. Das bedroht die Autonomie von Journalismus.

In einem ersten Schritt systematisiert das kumulative Promotionsvorhaben daher die Rahmenbedingungen und Konsequenzen der Plattformisierung aus institutioneller Perspektive. Besondere Berücksichtigung kommt dabei der Rolle und Verteilung von Macht als Mittel der Interessens- und Regeldurchsetzung zu.

Interagierend mit dem sich wandelnden digitalen Angebot wird die Nachrichtennutzungserfahrung insbesondere jüngerer Menschen mobiler, personalisierter, flüchtiger, dekontextualisierter. Damit geht die Befürchtung einher, dass Nutzer:innen zunehmend Schwierigkeiten haben, Nachrichten als eigenständiges Informationsgut zu erkennen und zwischen journalistischen Quellen und nicht-journalistischen Quellen (wie Werbung, Desinformation, PR und Unterhaltung) zu diskriminieren. Wann Nutzer:innen eine Information als Nachricht verstehen, hat die Forschung bislang weitgehend vernachlässigt. Das Begriffsverständnis von Nachrichten hat aber Auswirkungen auf die Legitimität von Journalismus und die Präzision der Nutzungsforschung. Daher widmet sich das Promotionsprojekt in einem zweiten Schritt dem Nachrichtenverständnis und dessen Faktoren aus Nutzersicht.

Nicht zuletzt verändern sich mit der Digitalisierung und Plattformisierung Informationsverarbeitungsprozesse. In einem dritten Schritt soll folglich untersucht werden, wie sich die Aneignung von Quellen- und Faktenwissen im digitalen Kontext gestaltet. Dabei stellt sich auch die Frage, welche Maßstäbe an die gesellschaftliche Relevanz von Wissen von wem formuliert werden können.

Zentral bei der Aufarbeitung dieser Themen sind dabei stets Implikationen für die Media Governance. Wie kann und sollte eine zeitgemäße wie effektive Regulierung von Journalismus, Medien und Plattformen aussehen? Handlungsleitend für die Frage nach regulatorischem Eingriffsbedarf und -umfang ist auch hier die Nutzerperspektive.

Projektmitarbeiter:
Pascal Schneiders M.A.