Die Frage nach dem gesellschaftlichen Zusammenhalt erfuhr in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Renaissance. Aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive wird den Medien eine zentrale Rolle für die soziale Kohäsion zugeschrieben, die Annahme, dass die Medien eine integrierende Funktion für die Gesellschaft haben, ist ein Jahrzehnte alter Topos. Es wird vermutet, dass die gemeinsame Nutzung von Medien die Gesellschaft zusammenführt und, negativ gewendet, eine Fragmentierung der Mediennutzung im high-choice media environment ein substanzielles Spaltungspotenzial mit sich bringt. Angesichts der postulierten Bedeutung der Medien für den Zusammenhalt von Gesellschaften überrascht es, dass es zwar viele theoretische Texte zur integrativen bzw. kohäsiven Rolle der Medien gibt, aber nur vergleichsweise wenige, die diese Annahme systematisch empirisch überprüfen. In diese Lücke stößt das Dissertationsprojekts und untersucht die zentrale Forschungsfrage: Inwiefern trägt die Nutzung und Wahrnehmung der Berichterstattung verschiedener Medien zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei?
In einem ersten Schritt wird die kohäsive Funktion der Medien theoretisch aufgearbeitet. Es wird angenommen, dass Medien positiv zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beitragen, wenn sie die Heterogenität plural differenzierter Gesellschaften in ihrer Berichterstattung angemessen abbilden. Dies stellt sicher, dass sich die Gesellschaftsmitglieder als öffentlich repräsentiert wahrnehmen und damit als Teil der Gesellschaft empfinden können. Es ist folglich die Repräsentation verschiedener gesellschaftlicher Gruppen in der medial aufgespannten öffentlichen Sphäre, die als entscheidender Vermittlungsmechanismus zu sozialer Kohäsion beiträgt. In einem zweiten Schritt wird diese Annahme mit einer bevölkerungsrepräsentativen Querschnittbefragung untersucht. Mithilfe des Repertoire-Ansatzes wird erfasst, wie sich unterschiedliche Kombinationen verschiedener Medientypen in mehr oder weniger vielfältigen Medienrepertoires auf die mediale Repräsentationswahrnehmung und damit den gesellschaftlichen Zusammenhalt auswirken.
Projektmitarbeiter:
Daniel Stegmann M.A.